Mein (kleines) Patenkind (Okt. 2001)

Marie -- 18 Monate alt

Meistens ist sie guter Laune, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Die Leute auf dem Hof sehen sie gern; sie ist ein begehrter Spielkamerad der (größeren) Kinder. Ihr Gehör ist gut entwickelt -- allerdings etwas selektiv. Wenn sie beschlossen hat, die Welt zu erkunden, dann scheint sie auch laute Rufe, ja Schreie, "Halt, bleib hier!" absolut nicht zu hören. Wird ihr Erkundungsdrang dann zwangsweise begrenzt, dann kann sie so laut schreien, dass auch ein Tauber es hören würde. So ist sie: sie weiß (meistens), was sie will, und kann durchaus laut werden, um ihren Willen durchzusetzen...



Essen

Essen ist in unserer Familie etwas Wichtiges. Wir essen gern, oft und voller Hingabe...

Marie ist schon ein großes Mädchen. Das heißt, dass zum Essen ein Löffel und möglichst auch eine Gabel dazugehören. Ein Messer wäre auch nicht schlecht, aber die Erwachsenen wollen ihr noch kein Messer geben. Sie hat trotzdem manchmal ein Messer, aber nur für kurze Zeit...

Der Löffel ist beim Essen ganz wichtig. Er wird fest in der Hand gehalten. Allerdings wird er nicht zum Essen benutzt: auf so einen Löffel geht kaum was drauf und bevor der Löffel den Weg zum Mund gefunden hat, ist das wenige schon runtergefallen. Nein, Marie isst nicht mit so wenig effektiven Werkzeugen wie einem Löffel, sie isst mit den Händen: da geht mehr drauf und man hat bessere Kontrolle auf dem Weg zum Mund. Damit man beide Hände benutzen kann, wechselt der Löffel manchmal die Seiten.

Der Löffel wird auch manchmal benutzt: hauptsächlich, um Tassen oder Gläser zu angeln, die die Erwachsenen weit von Marie weggestellt haben, damit sie nicht drankommt. Oder auch, um Flüssigkeit aus so einem Gefäß rauszuschöpfen. Vielleicht ist der Löffel deshalb so wichtig...

Marie isst voller Hingabe. Klar, dass in der Aufregung nicht alle Speisen den verhältnismäßig kleinen Mund treffen. Um die negativen Auswirkungen gering zu halten, benutzt Marie ein riesen großes Lätzchen. Es deckt den ganzen Weg von Maries Schüssel bis zu Maries Mund ab -- und noch wesentlich mehr. Aber es gibt noch Raum für Erfindungen: Maries Lätzchen sollten eigentlich auch den Raum neben und hinter ihr abdecken. Bei den aktuell verfügbaren Lätzchen ist nach dem Essen ein Fegen um Maries Stuhl angesagt...

Sollte ich es besonders betonen: Im Großen und Ganzen meistert Marie das Essen, und nicht zu vergessen das Drinken, perfekt.


Wie gesagt, isst Marie vorwiegend mit den Händen. Man sieht es ihnen an, wenn auch nicht unbedingt auf dem Foto (eigentlich sollte es genau das zeigen ...).

Marie gehört nicht zu den Kindern, die man zum Essen animieren muss. Insbesondere besteht normalerweise keine Notwendigkeit, sie zu füttern. Zumindest nicht aus Maries Sicht. Die Erwachsenen sind manchmal anderer Ansicht, vor allem bei Himbeeren, Erdbeeren und Brombeeren. Marie isst für ihr Leben gern Beeren. Und weil man nicht weiß, wann man das nächste Mal wieder welche findet, muss man so viel wie möglich in den kleinen Händen als Reserve aufbewahren. Marie weiß schon, dass das Fassungsvermögen der Hände sich vergrößert, wenn man den Inhalt etwas zusammenpresst. Das ist dann meist der Zeitpunkt, wo die Erwachsenen zum Füttern übergehen. Sie übernehmen die Lagerhaltung der Beeren (haben ja auch größere Hände) und verfüttern den Vorrat Beere für Beere direkt in Maries Mund. Maries Hände werden sorgfältig ausgebootet. Die sind nicht immer damit einverstanden aber noch nicht schnell genug, ein Füttern zu verhindern.

Da Marie manchmal gefüttert wird, ist es natürlich naheliegend, dass auch sie ihre Umgebung manchmal füttert. Es gibt zwei Fütter-Varianten. Die eine sieht etwa so aus: Marie erhält ein Stück Brot mit Butter und Wurst oder Käse. Sie isst den Belag und überlegt, was sie mit der Unterlage macht. Ah! der Patenonkel zur Rechten und der Papa zur Linken sehen sehr hungrig aus. Man muss ihnen was zu essen geben... Der Papa mag solche Geschenke gar nicht gern. Die zweite Variante: Marie hat Trauben. Nachdem sie schon fast alle gegessen hat, wird ihr die Anwesentheit des Patenonkels bewusst (der auch sehr gerne Trauben ist). Sie hält ihm eine Traube an den Mund (wie er das umgekehrt auch tun würde). Der Patenonkel versucht, die Traube mit seinen Lippen zu umschließen, um sie in den Mund zu befördern. Aber Marie lässt die Traube nicht los. Ein schönes Spiel... Es endet damit, dass der Patenonkel die Traube schließlich essen darf.


Hier hat Marie Trauben geschenkt bekommen. Sie werden gleich mit Begeisterung aufgegessen. Maries Speiseplan hat sich übrigens dem der Erwachsenen schon ein wenig angepasst. Anders als einige Monate vorher isst sie kein Gras mehr und auch lebende Schnecken laufen nicht mehr Gefahr in ihrem Mund zu verschwinden. Aber ganz ist der Prozess noch nicht abgeschlossen: Marie isst noch mit Begeisterung Hagebutten (einschließlich der kratzenden Kerne), Eicheln und auch mal kleinere Steine oder Sand. Scheint alles recht bekömmlich zu sein, ganz entgegen dem äußeren Anschein...


Hier ist Marie beim Ernten von Schlehen. Sie mag auch diese leicht bitteren Früchte. Allerdings werden Schlehen auch gerne an die begleitenden Erwachsenen verfüttert. Verfüttert werden auch andere Früchte, nur setzt der Zeitpunkt bei Schlehen früher ein.



Heimat

Marie lebt in einem kleinen Haus auf einen Bauernhof im Süden Burgunds.

Für Marie besonders toll ist der Garten. Sie macht dort täglich einen Rundgang, um die gereiften Himbeeren abzuernten und gleich an Ort und Stelle aufzuessen. Alle 2 Tage kann sie Erdbeeren ernten. Allerdings fressen ihr Schnecken einen Teil der Ernte weg.


Der Garten ist darüberhinaus wichtig zum Spielen

Bei schönem Wetter werden Schaukelpferd und Rutsche-Auto in den Garten gebracht.Sie werden zeitweise zum Turnen benutzt, denn Marie weiß, dass sie nicht wirklich zur Fortbewegung taugen.

Im Garten ist auch Maries Sandkasten. Ich habe leider vergessen, ihn zu fotografieren. Aber bei genauem Hinschauen sieht man, dass Marie vor Kurzem dort gespielt hat. Sie backt im Sandkasten wohlschmeckende Kuchen, die sie natürlich probieren muss. Scheint ihr zu schmecken....

Weil es nicht so viel Trocknungsmöglichkeiten im Haus gibt und die große Wäscheleine einige Hundert Meter entfernt ist, trocknet die Mama die Wäsche bei schönem Wetter im Garten. Manchmal hilft Marie beim Abmachen der Wäsche - allerdings manchmal ohne Wissen der Mama und bevor diese die Wäsche abmachen würde...


An diesem Haus arbeitet der Papa mit Hochdruck, damit Marie bald einziehen kann. Das wird ihren Aktionsraum (bei Regen) vervierfachen. Wie man sieht, ist noch einiges zu tun, bevor es so weit ist.


Eines der wichtigsten Ziele von Spaziergängen: der Wald. Andere wichtige Ziele: Beerensträucher, Hasen, Hühner, Schweine, Schafe, Stall, der benachbarte Ort (Cluny).


Und so sieht die Gegend aus...



Tiere

Eigentlich hätte Marie auf diesem Bild sein sollen. Aber sie hat es vorgezogen, hinter dem Fotografen Schutz zu suchen, nachdem die Pferde Maries intensivem Rufen schließlich gefolgt waren...

Marie hat noch immer eine besondere Beziehung zu Tieren: Wenn sie weit weg sind, werden sie von Marie gerufen, oder Marie beeilt sich, schnell zu ihnen zu kommen, oder dirigiert einen Erwachsenen dorthin (auf dessen Arm sie gerade ist). Wenn die Tiere aber näher kommen, erscheinen sie Marie plötzlich sehr beunruhigend und sie tritt den Rückzug an.

Das kann lustige Formen annehmen: Wir bemühen uns eine viertel Stunde, eine Katze zu streicheln. Die Katze will nicht und läuft immer wieder weg. Marie hinterher. Plötzlich beschließt die Katze, dass es jetzt wunderbar wäre, gestreichelt zu werden. Das kommt Marie verdächtig vor. Sie läuft weg, die Katze hinterher. Marie flieht schließlich auf den Arm des Patenonkels, hochgradig beunruhigt ob der Aufdringlichkeit der Katze...


Ähnlich sieht es bei den Schweinen aus... Marie weiß genau, dass unserer Spaziergang bald am Parcour der glücklichen Waldschweine vorbeiführen wird. Ganz offensichtlich freut sie sich und macht schon mal das Grunzen der Schweine nach -- wenn wir noch ca. einen halben Kilometer entfernt sind. Wenn wir näher kommen und das echte Grunzen der Schweine hören, wird Marie ganz kleinlaut und muss auf dem Arm eines Erwachsenen Schutz suchen. Sind die Schweine dann wieder außer Hörweite, taut Marie auf und erzählt uns, wie die Schweine so schön gegrunzt haben... Aber vielleicht verstehen wir ja auch was falsch! Offenbar braucht Marie uns doch nicht zu erzählen, wie Schweine grunzen, wenn wir sie selbst hören können.


Vor Schafen (ja, es gibt Schafe auf dem Bild! Eine Suchaufgabe...) hat Marie keine Angst. Aber ich glaube, das liegt daran, dass das Distanzbedürfnis der Schafe größer ist als das von Marie...



Fortbewegung

Marie geht sehr gerne spazieren. Bei schlechtem Wetter fehlt ihr was und sie kann recht ungnädig werden - ganz entgegen ihrer normalen Art. Hinsichtlich der Fortbewegungsarten ist Marie flexibel...


Kurzstrecken

Auf kürzeren Strecken (oder auch kurze Strecken bei weiten Spaziergängen) geht Marie gerne allein. Das hat den Vorteil, dass man dann abschweifen und die Welt auf eigene Faust erkunden kann. Oft ist es nämlich viel zu mühsam, den Erwachsenen verständlich zu machen, dass man den Hasen oder den Hühnern "Guten Morgen" sagen möchte. Bevor die das verstanden hätten, hat man es auf den eigenen Beinen schon gemacht. Die Erwachsenen sind ob dieser Eigenständigkeit nicht immer ganz erfreut, zumal häufig Kunden in PKWs den Hof besuchen und dabei nicht immer auf kleine Kinder aufpassen... Ab und zu, speziell wenn die Erwachsenen dies für nötig halten, geht Marie auch an der Hand.

Manchmal wird Marie auch auf kurzen Strecken getragen. Meist liegt das nicht daran, dass sie sich das wünscht. Vielmehr ist es eine von Marie akzeptierte Möglichkeit der Erwachsenen ihre Unternehmungslust ein wenig unter Kontrolle zu halten: er dämpft ein wenig Maries Lust, spielende Kinder, Katzen, Hunde, Hasen oder Hühner - wie die Erwachsenen meinen, zur Unzeit - zu besuchen.


Mittelstrecken

Mittlere Strecken legt Marie auch gerne im Kinderwagen zurück. Sie wird gerne gefahren. Es gibt nur zwei Probleme: Marie ist unternehmungslustig. Manchmal möchte sie erkunden, wie das ist, wenn man nicht im Kinderwagen sitzt oder liegt, sondern, sagen wir mal, kniet oder steht. Selbstverständlich führt dies zu einer Auseinandersetzung mit den begleitenden Erwachsenen. So langsam scheint Marie sich damit abzufinden, dass Kinderwagen nach einer horizontalen, höchstens leicht vertikalen Lage verlangen.

Das größere Problem: der Kinderwagen braucht halbwegs befestigten Untergrund und das möglichst durchgängig. In Maries Heimat gibt es das nicht überall. Viele schöne Wege sind nicht befestigt, führen über Zäune und Gatter, werden zeitweise zu schmalen Pfaden, erfordern einen Sprung über ein kleines Gewässer. Alles ungeeignet für einen Kinderwagen...

Zum Glück gibt es Alternativen... Man kann sich zum Beispiel auch vom Patenonkel tragen lassen. Der macht das gern, sogar für lange Strecken -- aber nicht, wenn Marie einschläft...

Auf diesem Bild wird Marie eben in den Armen des Patenonkels wieder wach. Zusammen mit Mama und Bruder hatten sie einen Spaziergang gemacht. Marie war guter Dinge, hat alles ringsum erkundet, Beeren gesammelt. Schließlich gings auf einem schmalen unwegsamen Pfad durch einen dunklen Wald. Der Patenonkel hatte Marie auf den Arm genommen, im Wesentlichen um schneller voranzukommen. Und dann geschah's. Eine plötzliche Müdigkeit befiel Marie, Minuten später war sie eingeschlafen. Das gab dem Patenonkel Gelegenheit über die Unvollständigkeit der Physik zu philosophieren. Die Physik behauptet natürlich, dass das Gewicht eines Körpers unabhängig von dessen Verfassung ist, also beispielsweise unabhängig davon, ob der Körper schläft oder nicht. Der Patenonkel kann dem jetzt aus eigener Erfahrung widersprechen: es ist Humbug, ähnlich wie die Aussage der Physik, dass alle Körper mit gleicher Geschwindigkeit zur Erde fallen, Feder wie Stein, oder dass Körper im Zustand gleichbleibender Bewegung verharren. Alles nur richtig im Labor, unter unnatürlichen Bedingungen. Was für Theoretiker, nicht für die Praxis! Ähnlich hier: ein schlafendes Kind ist um ein Mehrfaches schwerer als ein waches -- für einen tragenden Erwachsenen. Das ist die Praxis!

Nun, Marie schlief und schlief. Sie war unbeeindruckt vom Stöhnen des Patenonkels oder seinen Schweißperlen, die immer wieder auf sie fielen. Auch gelegentliches Stolpern auf schwierigem Weg weckte sie nicht. Aber als die kleine Gruppe den Rastplatz erreichte und man die schlafende Marie fotografieren wollte, wurde sie sofort hellwach...


Langstrecken

Dieses Foto zeigt die Lieblingsform für die Bewältigung langer Strecken, sowohl für Marie als auch den Patenonkel: auf den Schultern. Die ersten Tage tendierte Marie noch dazu sich an den Haaren festzuhalten. Der Patenonkel musste dann immer nach oben greifen, ihre Hände schnappen und an seine Stirn legen. Nach einigen Tagen hatte Marie verstanden, dass die Haare eine unerwünschte Halterung sind. Sie hielt sich danach an der Stirn fest, aber es war nur noch sehr selten notwendig. Im Normalfall saß sie ganz locker auf den Schultern: ohne sich festzuhalten, die Hände frei, um nach Hagebutten oder Schlehen zu greifen oder auf Brennnesseln zu deuten und "Aua" zu sagen...

Marie sitzt gern hoch oben auf den Schultern, wo man alle überragt. Aber die ganze Zeit dort zu sitzen ist doch etwas langweilig. Man muss das unterbrechen durch kurze Ausflüge auf den eigenen Beinen, Tragen auf dem Arm oder auch Turnübungen auf dem Patenonkel. Bei dem Turnen ist es besonders schön, wenn der Kopf Richtung Boden zeigt. Aus ungeklärten Gründen ist diese "umgekehrte" Lage eine Lieblingsstellung, von der Marie fast nicht genug bekommen kann.



Der Bruder

... der größte Konkurrent um die Aufmerksamkeit der Erwachsenen. Marie scheint aber nur wenig darunter zu leiden (zumindest wenn der Patenonkel zu Besuch ist); sie ist kaum eifersüchtig -- in Hinblick auf ihren Bruder: es gibt Erzählungen, dass sie schon sehr beunruhigt war, als ein fremdes Kind vom Papa auf den Schoß genommen wurde...

Marie spielt gern mit dem kleinen Bruder - streichelt ihn, gibt ihm zu trinken oder versucht ihn hochzuheben. Die Eltern sehen dem noch ein wenig misstrauisch zu. Speziell die Mama ruft oft "Zart! Ganz zart!". Sie befürchtet, dass Marie noch nicht das richtige Gefühl für den kleinen Bruder hat. Der Bruder scheint aber meist ganz zufrieden. Er schreit viel seltener, wenn Marie mit ihm spielt, als das sonst seine Art ist. Ja, Ihr lest richtig: der kleine Bruder schreit ziemlich oft, sehr energisch und sehr laut. Im Moment ist er viel ungnädiger als Marie (jetzt und früher). Ist halt eben ein Junge...


Auch das geht gut: Marie teilt den Kinderwagen mit Jean. Das erlaubt der Mama, mit den Kindern spazieren zu gehen, während der Papa am neuen Haus arbeitet.



Die Entwicklung

Seit dem letzten Besuch vor 4 Monaten hat sich Marie gut weiterentwickelt. Sie beherrscht jetzt das eigenständige Laufen und Klettern. Die Treppen bereiten keinerlei Schwierigkeiten mehr, nicht einmal die steile Hühnerleitertreppe ins Obergeschoß. Wichtiges Kletterziel ist derzeit die Fensterbank in "ihrem" Zimmer (es wird auch vom Papa benutzt). Von da hat man einen guten Ausblick auf den Eingang zum Hof und man erreicht Papas Stereoanlage. Die hat toll viele Knöpfe und wenn Marie die richtigen erwischt, kann es plötzlich einen ohrenbetäubenden Lärm geben: alle kommen herbeigestürzt -- wie toll!. Ich brauche vermutlich nicht zu betonen, dass die Eltern dieses Kletterziel nicht so gern mögen -- vor allem der Papa mag gar nicht, dass seine Stereoanlage immer wieder verstellt ist.

Auf dem Foto sitzt Marie auf der Toilette. Sie sitzt gern dort, weiß aber noch nicht so recht, wofür das gut ist. Der erstaunte Blick kommt daher, dass ihr Patenonkel stöhnend vor ihr steht und ihr "drücken! drücken!" zuruft. Ach ja, habe zu erwähnen vergessen, dass Marie auch das Wort "Kaka" beherrscht. Sie benutzt es entweder bevor oder nachdem die Hose voll ist, manchmal auch einfach so.

Zur Zeit lernt Marie Sprechen. Zu ihren Lieblingsworten gehören "Aua" und "heiß". Beim Spaziergang hoch oben auf den Schultern ruft sie alle paar Minuten "Aua" und zeigt dabei auf Brennnesseln oder Brombeersträucher auf dem Boden. Auch Disteln werden schon als "Aua"-Pflanzen erkannt. "Heiß" wird hauptsächlich in der Küche benutzt. Marie hat gelernt, dass der Backofen oft heiß ist. "Heiß" wird von Marie benutzt sowohl als Aussage "der Backofen ist heiß" als auch als Frage "heiß?", allerdings ist kaum ein Unterschied in der Betonung festzustellen. "Heiß" ist natürlich auch wichtig in Hinblick auf das Essen. "Heiß" gilt sowohl für zu heiß wie für zu kalt -- möglicherweise sogar für andere Dinge, die Marie nicht oder noch nicht essen möchte. Neben diesen Lieblingsworten benutzt Marie natürlich die Worte "Mama", "Papa" (noch wenig spezifisch; d.h. sie nennt den Papa auch schon mal "Mama" oder umgekehrt). Daneben gehören "Ham", "au revoir", "lapin" und viele Tiere (repräsentiert durch ihre Laute) zu ihrem Repertoire. Schließlich gibt es unendlich viele Laute, deren Bedeutung der Patenonkel noch nicht erkennen kann. Gerne ruft Marie etwa "babi, babi, babi,....", Minuten-lang, mit großer Begeisterung. Es ist unklar, ob es sich dabei um eine Form von "Gaby" handelt, dem Namen ihrer Mutter.

Marie ist Musik- und, wie die Mama, Tanz-begeistert. Oft macht sie sich an einem Radio (oder Papas Stereoanlage) zu schaffen, um die geliebte Musik einzuschalten. Daneben hat Marie 2 Spieluhren, die besonders nach dem Aufstehen gerne aktiviert werden. Der Musikgeschmack muss sich vermutlich noch etwas entwickeln: Marie liebt es, beide Spieluhren gleichzeitig spielen zu lassen. Für die anwesenden Erwachsenen klingt das ganz schrecklich, aber Marie gefällt es offenbar. Wenn Marie Musik hört, beginnt sie häufig, sich rhythmisch zu bewegen oder zu tanzen. Wir rechnen damit, dass die Mama bald nicht mehr allein tanzen gehen muss...

Marie liest auch gern. Besonders interessant sind Kataloge mit vielen Bildern. Sie kann sich damit Viertel-Stunden lang beschäftigen. Aber auch Briefe oder Einzelblätter werden gelesen: "bssss bssss bssss ....". Wie Ihr seht, Vorlesen klappt noch nicht ganz...



Fotos: Anfang Oktober 2001
Dieter Maurer
Last modified: Sun Dec 16 15:01:21 CET 2001